Beziehungen

Laut der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung haben von den in der Schweiz lebenden Migrantinnen und Migranten und deren Kindern mehr als zwei Drittel (73%) enge Verwandte im Ausland. Dabei handelt es sich oft um Geschwister (49%), die Mutter (36%), den Vater (30%) oder Grosseltern (27%). Rund 10% der eingewanderten Personen haben ein Kind, das im Ausland lebt. Schliesslich geben 3% der Personen mit Migrationshintergrund an, einen Partner oder eine Partnerin im Ausland zu haben. Die meisten dieser Migrantinnen und Migranten (90%) behalten den Kontakt zur Familie trotz der geografischen Entfernung aufrecht. Sie pflegen diesen über Telefon oder Internet, Besuche, Aufenthalte oder Geldüberweisungen. Die Verbindung zum Herkunftsland kommt auch darin zum Ausdruck, dass gewisse Migrantinnen und Migranten dort ein Haus oder eine Wohnung besitzen.

Dieser Austausch, der dazu führt, dass zwischen dem Herkunftsland und dem Aufnahmeland ein Netz von – konkreten oder theoretischen – Verbindungen besteht, wird als Transnationalismus bezeichnet.

Besuche im Herkunftsland in den 12 vorangehenden Monaten, 2018

 

Die Migration-Mobility-Umfrage 2018 zeigt, dass von den befragten Migrantinnen und Migranten, die in der Schweiz leben, 86% innerhalb der vorangegangenen 12 Monate ihr Herkunftsland besuchten. Besonders häufig sind diese Besuche bei Personen, die kurz vor der Pensionierung stehen, etwas seltener bei Personen unter 45 Jahren. Logischerweise reisen die aus Europa stammenden Migrantinnen und Migranten am häufigsten in ihr Herkunftsland.

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Ob eine Person die Verbindung zum Herkunftsland aufrecht erhält oder nicht, hängt von vielfältigen Faktoren ab, unter anderem von der Aufenthaltsdauer in der Schweiz, vom rechtlichen Status, den Kosten, der verfügbaren Zeit, dem Zugang zu Technologie und davon, ob Verwandte im Herkunftsland leben und wie weit entfernt das Herkunftsland ist.

Die Beziehungen zum Herkunftsland werden in vielfältigen Formen gepflegt. Von den Menschen mit Migrationshintergrund und engen Verwandten im Ausland haben 89 % mindestens einmal im Monat Kontakt per Telefon oder Internet, 76% besuchen ihre Verwandten mindestens einmal im Jahr und 20% schicken mindestens einmal jährlich Geld. Fernkontakte sind die häufigste Form des Austausches. 72% pflegen wöchentlich Kontakte und statten jährlich Besuche ab.

Trotzdem wünschen sich 57% der über 55-Jährigen mit Migrationshintergrund einen häufigeren Kontakt zu ihrer Familie.


Ob jemand enge Verwandte im Herkunftsland hat, beeinflusst die transnationalen Gewohnheiten. Die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) zeigt, dass Personen mit Migrationshintergrund, die Verwandte in ihrem Herkunftsland oder in einem anderen Land haben, ihr Heimatland häufiger (75%) besuchen als Personen, bei denen dies nicht der Fall ist (47%).  

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Der Transnational Ageing Survey (TAS I) bei Personen ab 55 Jahren zeigt, dass 30% der Grosseltern mit Migrationshintergrund, die Enkel im Ausland haben, diese manchmal oder regelmässig betreuen, im Vergleich zu 7% der Grosseltern, die seit Geburt einen Schweizer Pass haben.

Transnationalismus wird auch an alltäglichen Gewohnheiten gemessen, die banal erscheinen mögen, wie Zeitungen lesen oder eine Sportart betreiben. Gemäss der TAS I-Erhebung lesen 63% der über 55-Jährigen mit Migrationshintergrund regelmässig internationale Zeitungen, Newsletters oder Websites, gegenüber 43% der Schweizerinnen und Schweizer, die seit Geburt einen Schweizer Pass haben. Ausserdem sind 13% der älteren Menschen mit Migrationshintergrund aktive Mitglieder in einem Verein, Club (auch Sport) oder einer ähnlichen Gruppe im Ausland.

Internationale Offenheit kann sich auch auf weitere Aspekte erstrecken, zum Beispiel Erfahrung in humanitärer Arbeit, humanitäre Spenden für ein anderes Land während einer Krise (49% der Schweizerinnen und Schweizer und 47% der Personen mit Migrationshintergrund im Alter von 55 Jahren und älter geben an, solche Spenden getätigt zu haben) oder für ein globales Anliegen zu demonstrieren (20% bzw. 16%). Menschen mit Migrationshintergrund engagieren sich logischerweise stärker für politische Anliegen, die ein fremdes Land betreffen, weshalb es wahrscheinlicher ist, dass sie schon einmal für ein solches Anliegen demonstriert, gestimmt oder sich auf andere Art dafür engagiert haben (31% bzw. 6%).

Marion Aeberli – Bundesamt für Statistik, Florence Bartosik – Bundesamt für Statistik, Laura Ravazzini – Bundesamt für Statistik und nccr on the move


Weitere Informationen

nccr on the move, Vorgefasste Meinung #5, "Migranten interessieren sich nicht für die Schweiz." https://nccr-onthemove.ch/indicators/vorgefasste-meinungen-ueberwinden/?lang=de



nccr on the move, Indikatoren zum Transnationalismus https://nccr-onthemove.ch/indicators/wie-oft-besuchen-die-migrantinnen-ihr-herkunftsland/?lang=de