International

Die Menschen haben sich schon immer über Landesgrenzen hinweg bewegt, sei es aus beruflichen oder familiären Gründen, für eine Ausbildung, auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung oder aufgrund des Klimawandels und nach Naturkatastrophen. 2019 lebten Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge 272 Millionen Menschen in einem anderen Land als ihrem Geburtsland, 51 Millionen mehr als 2010. Die Zahl der internationalen Migrantinnen und Migranten war noch nie so hoch. Dies entspricht jedoch lediglich 3,5% der Weltbevölkerung. Fast die gesamte Menschheit – 96,5% – lebt  somit in ihrem Geburtsland.

Ozeanien ist der Kontinent mit der grössten Anzahl internationaler Migrantinnen und Migranten im Verhältnis zur Bevölkerung (21,2 Prozent), während Europa in absoluten Zahlen an der Spitze steht (82 Millionen), gefolgt von Nordamerika (59) sowie Westasien und Nordafrika (49). Aufgeschlüsselt nach Ländern entfallen fast die Hälfte aller internationalen Migrantinnen und Migranten auf 10 Länder, wobei die USA an der Spitze stehen. Die Hauptauswanderungsländer sind Indien (18 Millionen im Ausland lebende Personen), Mexiko (12), China (11), Russland (10) und Syrien (8).

Internationale Migration in absoluten Zahlen und als Prozentsatz der Gesamtbevölkerung 2019


In vielen Teilen der Welt bleiben die internationalen Wanderungen auf die Region beschränkt. Menschen aus Afrika, Asien und Europa bleiben grösstenteils in ihren jeweiligen Regionen. Anders ist dies bei den Migrantinnen und Migranten aus Lateinamerika, der Karibik und Nordamerika. Bei den Migrationsströmen sind über längere Zeit gewisse «Migrationskorridore» zu erkennen. Die am häufigsten benutzten Korridore führen von Entwicklungsländern zu den grossen Wirtschaftsmächten (USA, Frankreich, Russland, Vereinigte Arabische Emirate und Saudi-Arabien). Die Ströme zwischen Ländern des Südens (Süd-Süd-Migration: 90,2 Millionen) nehmen jedoch im Vergleich zu den Süd-Nord-Migrationsströmen (2015: 85,3 Millionen) zu.

Vollständige Daten hier


Der Anteil der Frauen an der Migration beträgt 48%. Bei den Ausgewanderten aus Nordamerika (52%) und Europa (51%) bilden sie die Mehrheit, bei den Ausgewanderten aus Afrika südlich der Sahara beträgt ihr Anteil 47% und bei denjenigen aus Nordafrika und Westasien 36%. Das Durchschnittsalter der internationalen Migrationsbevölkerung liegt bei 39 Jahren und damit höher als das Durchschnittsalter der Weltbevölkerung (30 Jahre). Rund 74% sind zwischen 20 und 64 Jahre alt, 14% oder jede sechste Person ist jünger als 20 Jahre. Am grössten ist der Anteil von Kindern bei den Migrantinnen und Migranten aus Afrika südlich der Sahara (27%) sowie aus Lateinamerika und der Karibik, Nordafrika und Westasien (22%).

Die Suche nach neuen beruflichen Perspektiven bleibt der Hauptbeweggrund für die internationale Migration (rund zwei Drittel der Migrantinnen und Migranten, davon 58% Männer). Diese Migration geht in Richtung der Länder mit hohem Einkommen. Schätzungen der Weltbank zeigen, dass sich bei einer Migration von einem Land mit niedrigem Einkommen in ein Land mit hohem Einkommen der Anfangslohn im Durchschnitt verdreifacht. Tendenziell bieten diese Länder jedoch weniger Beschäftigungsmöglichkeiten als früher, während neue Chancen in weniger gut zahlenden Ländern entstehen.

In den Golfstaaten hat die Arbeitskräftemigration einen substanziellen Einfluss auf die Demografie. In einigen Ländern stellen die Migranten und Migrantinnen die Mehrheit der Bevölkerung (2019: Vereinigte Arabische Emirate 88%, Kuwait 72%, Qatar 79%).

Die meisten hoch qualifizierten Expatriates zieht es in einige wenige Länder: Über 60% der Migrantinnen und Migranten mit Tertiärabschluss entfallen heute auf die USA, das Vereinigte Königreich, Kanada und Australien.

Die Suche nach Schutz ausserhalb des Landes ist der Beweggrund für rund 15% der internationalen Migration, während Umweltfaktoren Millionen von Menschen vertreiben, meist über kurze Distanzen und nicht unbedingt über Landesgrenzen hinweg.


Die internationalen Geldtransfers veranschaulichen die wirtschaftliche Bedeutung der internationalen Migration: 2018 überwiesen Migrantinnen und Migranten gemäss Schätzungen der Weltbank 689 Milliarden Dollar in andere Länder (2000: 126 Mrd.). Die wichtigsten Empfängerländer sind Indien (78,6 Mrd.), China (67,4), Mexiko (35,7) und die Philippinen (34), die grössten Versender sind die USA (68), die Vereinigten Arabischen Emirate (44,4) und Saudi-Arabien (36,1).

Lisa Iannello – nccr on the move


Weitere Informationen

Migration in der Welt. Ein interaktives Instrument zum besseren Verständnis der Migrationsströme