Familie
Fast 15% der Haushalte in der Schweiz sind Paare mit derselben ausländischen Herkunft, 39% sind Paare mit unterschiedlicher Herkunft. Im europäischen Vergleich ist die Schweiz das Land mit dem höchsten Anteil von Heiraten zwischen Personen unterschiedlicher Nationalität (binationale Ehen). Dieser Trend der binationalen Ehen nimmt zu, ebenso die Scheidungshäufigkeit bei gemischt-nationalen und ausländischen Paaren im Vergleich zu Schweizer Paaren. Familien mit Migrationshintergrund haben im Durchschnitt mehr Kinder als Familien ohne Migrationshintergrund.
Der Familiennachzug spielt bei der Migration eine sehr grosse Rolle. Jedes Jahr geht fast ein Drittel der Einwanderungen in der Schweiz auf einen Familiennachzug zurück. Die gesetzlichen Bestimmungen ermöglichen es Familien, gemeinsam in die Schweiz einzuwandern oder einzelne Familienmitglieder später nachkommen zu lassen. Eingewanderte Familien treffen bei der Niederlassung häufig auf Probleme. So berichtet ein Drittel der Familien mit Kindern über Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Betreuungsplatz oder einer Schule für die Kinder. Über die Hälfte der Paare (mit oder ohne Kinder) empfand es ausserdem als schwierig, einen Arbeitsplatz für den Partner oder die Partnerin zu finden.
Meistens folgen Frauen ihrem Ehepartner in ein neues Land, womit die Gefahr besteht, dass sie auf eine eigene Karriere verzichten müssen. Ihre Integration in den Arbeitsmarkt verläuft aus verschiedenen Gründen häufig problematisch: weil im Ausland erworbene Abschlüsse nicht gültig sind, weil sie Beruf und Familie ohne ihr familiäres Umfeld kaum vereinbaren können oder weil Sprachbarrieren bestehen. Laut der Migration-Mobility-Umfrage sind 17% der hoch qualifizierten Migrantinnen, die vor kurzem in die Schweiz gekommen sind, in Positionen beschäftigt, die nicht ihren Fähigkeiten entsprechen, und 29% arbeiten nicht, obwohl sie hoch qualifiziert sind und vor ihrer Migration erwerbstätig waren. Besonders ausgeprägt ist diese Situation bei Frauen, die nicht aus Europa stammen oder am Ende ihres Erwerbslebens stehen.
Staatsangehörige aus OECD-Ländern wandern am häufigsten aus familiären Gründen in die Schweiz ein. Zu diesen Gründen gehören der Familiennachzug, die Gründung einer Familie (Heirat einer eingewanderten Person und einer in der Schweiz wohnhaften Person), die Begleitung einer aus beruflichen Gründen in die Schweiz eingewanderten Person durch Familienangehörige sowie die Adoption eines ausländischen Kindes. Im Jahr 2015 zogen mehr als 1,6 Millionen Menschen oder 38% der Eingewanderten aus familiären Gründen in ein OECD-Land.
Laura Ravazzini – Bundesamt für Statistik und nccr on the move, Roxane Gerber – Universität Genf und nccr on the move

OECD-Portal für Familienmigration